2023 jährt sich der Geburtstag Maurits Cornelis Eschers (1898–1972) zum 125. Mal. Ein guter Anlass, Eschers Erfolge gebührend zu feiern. Das ist aber nur möglich, weil Escher einen Lehrmeister und guten Freund hatte: Samuel Jessurun de Mesquita (1868–1944). Vom Frühjahr 2023 an hängen die ergreifenden Arbeiten de Mesquitas Seite an Seite mit dem Werk seines berühmtesten Schülers im Museum Escher im Palast.
De Mesquita war nicht nur ein grandioser Künstler und Grafiker, sondern auch Lehrer für grafische Techniken. Als solcher begegnete er in der »Schule für Architektur, Ornamentik und Kunsthandwerk« erstmals jenem jungen Mann, der damals noch buchstäblich auf der Suche war – Maurits Cornelis Escher. Dieser entscheidet sich zunächst, auf Betreiben seiner Eltern, für die Fachrichtung Architektur, revidiert diesen Beschluss allerdings schon bald, nachdem de Mesquita seine ersten Arbeiten gesehen hat. De Mesquita überzeugt Escher, sich der Grafik zu widmen. Es entstand eine künstlerische und persönliche Freundschaft, die die beiden Künstler ein Leben lang verbinden sollte.
Wie es sich für einen guten Schüler gehört, verfolgt Escher während seiner Ausbildungszeit aufmerksam den Stil und die Themenwahl seines Meisters. De Mesquita stellt Menschen und Tiere in kräftigen Linien dar und konzentriert sich dabei auf das Wesentliche. Seine Tierporträts sprühen vor Charakter. Entstanden sind sie bei Ausflügen in den Amsterdamer Zoo Artis, wo er die Tiere genau beobachtete. De Mesquita legte zwar das Fundament für Eschers Künstlerdasein, stilistisch trennen sich ihre Wege jedoch, nachdem Escher seine Ausbildung abgeschlossen hat. Die beiden bleiben in Verbindung, und De Mesquita verfolgt voller Stolz Eschers weiteren Werdegang. Auch während des Zweiten Weltkriegs reißt der Kontakt nicht ab. De Mesquita entstammt einer jüdisch-sephardischen Familie aus Portugal, und beide sind sich der in diesen Zeiten damit verbundenen Gefahren bewusst.
Diese Gefahren halten Escher allerdings nicht davon ab, seinen alten Freund zu besuchen. Doch die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich: In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1944 werden de Mesquita, seine Frau und sein Sohn Jaap deportiert. Das Leben de Mesquitas und seiner Frau nimmt in Auschwitz sein tragisches Ende, und auch Sohn Jaap kehrt nicht aus Theresienstadt zurück. Escher erreicht am 28. Februar nichtsahnend das leere Haus und Atelier seines Lehrmeisters. Es wurde geplündert, es herrscht Durcheinander. Alles, dessen er habhaft werden kann, nimmt er an sich und rettet damit einen großen Teil des Werks de Mesquitas. Dadurch kann Escher das Andenken an de Mesquita nach dessen Tod in Ehren halten.
Samuel Jessurun de Mesquita gilt als der Entdecker M.C. Eschers. In der Ausstellung wird deutlich, dass er mehr war als der Mann am Anfang der Karriere Eschers. Er war ein ausdrucksstarker Künstler, der zeitlose Grafik schuf. Das Museum Escher im Palast führt das Werk dieser Künstler zusammen – die beiden Meister sind wiedervereint.