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Anne Desmet
Bauen ohne Barrieren

Die Grafikerin Anne Desmet (Liverpool, 1964) fertigt gestochen scharfe Drucke, in denen sie mit Perspektive und Architektur spielt. Wie Escher beherrscht sie Verwandlung und Metamorphose und schafft in Italien ihr erstes architektonisches Werk, das ihre späteren Stadtlandschaften nachhaltig beeinflusst. In diesem Herbst präsentiert Escher im Palast zum ersten Mal in den Niederlanden das Werk der gefeierten Anne Desmet an der Seite einer ihrer großen Inspirationen: M.C. Escher.

Anne Desmet, Uncharted Terrain (Detail), digitale Collage von Holzstichen, 2021
Anne Desmet, Wood Engraver's Tower, Holzstich, 2020

Man könnte sie ohne weiteres als „britischen Escher“ bezeichnen. Schon in jungen Jahren ist Anne Desmet von Themen wie Transformation und Architektur fasziniert und nutzt diese als Grundlage für ihre Drucke und Zeichnungen. An der Kunstakademie (Ruskin School of Art, Universität Oxford) lernt sie die Techniken Radierung, Holzschnitt, Kupferstich, Siebdruck und Lithografie. Seitdem gehören insbesondere Holzstich und Lithografie zu ihren Lieblingstechniken. Der Erhalt des Lithografie-Preises des Printmakers Council in London im Alter von 23 Jahren, gefolgt von einem Rom-Stipendium, legte den Grundstein für ihre glanzvolle Karriere. In Rom erschafft sie ihr erstes architektonisches Werk, und nach ihrer Rückkehr nach England erregen auch dort urbane Landschaften ihre Aufmerksamkeit. Wie Escher lässt sie sich von der Welt um sie herum faszinieren und hat dabei Italien stets im Hinterkopf. Desmet wird eine beliebte Künstlerin und erhält den Titel eines „Royal Academician“. Sie hat Dutzende von Auszeichnungen und Preisen gewonnen, und ihre Arbeiten wurden in Ausstellungen im Vereinigten Königreich, Wales, Italien, Russland und Brasilien gezeigt.

Anne Desmet, Brooklyn Bridge: New Day, Holzstich, 2015
Anne Desmet, Manhattan Stars, Farbholzstich, 2017

Eine große Faszination von Anne Desmet besteht darin, zu zeigen, wie sich die Vergangenheit und die Gegenwart gegenseitig beeinflussen. So „baut“ sie häufig moderne Städte auf Ruinen. „Ich möchte ein Gefühl für die Verflechtung und das Verstreichen der Jahre in der Geschichte erwecken – eine Art Metamorphose, die ein vorherrschendes Thema in meiner Arbeit ist“, sagt sie selbst darüber. Sie versieht ihre Drucke buchstäblich und im übertragenen Sinne mit mehreren Schichten: Neben Reliefdrucken in Auflage, kreiert sie auch Collagen, indem sie Fragmente ihrer Stiche und Linolschnitte ausschneidet, faltet, zerreißt, wiederverwertet und mit anderen Materialien kombiniert. Diese neuen Bilder existieren sowohl auf Papier als auch digital. Ihre Arbeit verbindet Vergangenheit und Gegenwart mit Wahrzeichen wie die Brooklyn Bridge und die Skyline von Manhattan in New York City und mit zeitlosen, ikonischen Gebäuden wie das Britische Museum in London. Ihre architektonischen Arbeiten sind auch das Herzstück ihrer beeindruckenden kaleidoskopischen Muster.

Die Ausstellung von Escher im Palast zeigt neben rund 40 Grafiken von Desmet auch eine Auswahl von Skizzenbüchern, Holzblöcken und Werkzeugen. Die große Stärke beider Künstler ist die Art und Weise, wie sie ihre Darstellungen mit Licht aus der Dunkelheit aufbauen. Ihre Drucke zeigen deutlich das handwerkliche Können und die Präzision der beiden Grafiker. Das Schnitzen eines Holzblocks ist ein zeitaufwändiger Prozess, der viel Geduld erfordert. Die Anfertigung eines komplexen Werks kann bis zu drei Monate dauern, und das Ergebnis ist jedes Mal eine Offenbarung, auch für Desmet selbst: „Das Weiße, das Sie auf dem Papier sehen, ist das, was ich ins Holz graviere. Dass ich Licht aus der Dunkelheit „ausschneiden“ kann, finde ich nach wie vor das Faszinierende an meiner Arbeit.”

Anne Desmet, Dark Stairwell VBM, Linolschnitt in Schwarz und Grün-Grau, 2007
Anne Desmet, Urban Jungle, Lithografie, 2016

Jehoshua Rozenman
Out of the Box

Die Skulpturen von Jehoshua Rozenman (1955) sind anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Obwohl sie robust und monumental aussehen, sind sie aus zerbrechlichem Glas gefertigt. Und sie haben etwas Rätselhaftes an sich; sie erinnern an surreale, geheimnisvolle Gebäude aus einer anderen Dimension. In diesem Spannungsfeld zwischen Fantasie und Realität haben Jehoshua Rozenman und M.C. Escher zueinander gefunden. Escher im Palast kombiniert in diesem Sommer zum ersten Mal Eschers zweidimensionale Welt mit den zwei- und dreidimensionalen Werken von Rozenman.

Wie Escher ist auch Jehoshua Rozenman ein echter Handwerker. Für seine komplexen Skulpturen nimmt er sich Zeit: So kann er an einer einzigen Skulptur monatelang arbeiten. Sorgfältig sucht er nach dem perfekten Gleichgewicht zwischen Figuration und Abstraktion. Seine Verwendung von Materialien verstärkt das Mysterium, denn das Glas macht die Skulpturen sowohl leicht, zerbrechlich und weich als auch dunkel, stark und scharf. An der Schnittstelle von Kunst und Architektur werden Sie in seinen Skulpturen Einflüsse von Kunstbewegungen wie Bauhaus, Futurismus und Brutalismus entdecken.

Was ist real und was nicht? Bei Eschers Strukturen fragt man sich andauernd, ob sie wirklich surreal sind oder ob sie nur surreal aussehen. Dieselbe Frage kann man sich auch für die Arbeit von Rozenman stellen, der seine künstlerische Praxis vor kurzem erweitert hat, indem er sich mit der Künstlichen Intelligenz (KI) beschäftigt. Er betrachtet diese Technologie als Assistent und kreativen Sparringspartner und als ein Werkzeug, das ihm dabei hilft, seine Visionen zu verwirklichen. Auf der Grundlage von Rozenmans Eingaben, häufig ein Modell für eine Skulptur, erzeugt die KI dann eine Abbildung. Dann passt der Künstler diese an, bis er zufrieden ist, und druckt sie anschließend aus. Die Ausstellung Out of the Box zeigt diesen Prozess und die Ergebnisse.

Jehoshua Rozenman, OotB, Digitaldruck auf Papier, 2024. Courtesy Galerie Fontana
Jehoshua Rozenman, Ohne Titel, Glas, 2024. Courtesy Galerie Fontana

Rozenman sieht Out of the Box als einen Koffer voller unbekanntem Material, das sein künstlerisches Schaffen nährt. In seiner Kunst gehen Konzept, Vorstellungskraft und handwerkliches Können fließend ineinander über. Die neue Inspiration führt zu einer überraschenden Mischung aus Skulpturen, KI-Drucken und Modellen, die im ganzen Museum zwischen Eschers Werken zu finden sind.

Jehoshua Rozenman

Als Jehoshua Rozenman 1979 seine Heimatstadt Tel Aviv gegen Amsterdam eintauschte, begann er dort ein Studium an der Reichsakademie der Bildenden Künste. Nachdem er jahrelang Malerei, Videoarbeit und Bildhauerei kombiniert hatte, wechselte Rozenman 2005 ganz zu Glas, um seinen Ideen Gestalt zu geben. Seine Skulpturen werden auch als „Anti-Glas“ bezeichnet, da sie aussehen, als ob sie aus Wachs, Eisen oder Keramik gemacht wurden. Die Vergänglichkeit des Lebens ist das allgegenwärtige Thema in seinem Werk, dessen organischer Charakter auf die Natur anspielt. Jehoshua Rozenman lebt und arbeitet abwechselnd in Berlin und Amsterdam.

Jehoshua Rozenman, Illusion, Glas, 2018. Courtesy Galerie Fontana
Jehoshua Rozenman, Ohne Titel, Digitaldruck auf Papier, 2024. Courtesy Galerie Fontana

Julie de Graag

Julie de Graag ist eine talentierte Zeitgenossin von M.C. Escher. 2024 jährt sich ihr Todestag zum hundertsten Mal. Die beiden Künstler verbindet eine große Liebe zur Natur, sie beobachten die Welt um sich herum und verarbeiten diese Eindrücke auf ihre ganz eigene Art und Weise in graphischen Arbeiten. Mit wenigen Details gelingt es Julie de Graag, in Holzschnitten das Wesentliche von Pflanzen, Tieren und Menschen wiederzugeben. Das Museum Escher im Palast präsentiert ihr umfangreiches Werk in einer Ausstellung Seite an Seite mit dem Werk Eschers.

In ihren stilisierten Arbeiten bringt Julie de Graag (1877–1924) kleine Objekte wie Tiere, Blumen oder Pflanzen, aber auch Landschaften, groß heraus. Als sie ihren eigenen Stil schon umfassend entwickelt hat, steht Maurits Cornelis Escher noch ganz am Anfang seiner Karriere. Die Ausstellung mit Drucken und Zeichnungen aus der Sammlung des Kunstmuseums Den Haag wird für das große Publikum eine echte Entdeckung sein.

Julie de Graag, Zwei Eulen, Holzschnitt, 1921. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Julie de Graag, Sprießende Farne, Holzschnitt, 1920. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Anders als Escher, der zu einem auf der ganzen Welt bekannten Künstler wurde, ist Julie de Graag vor allem unter Kennern ein Begriff. Trotz der Schönheit und Tiefe ihrer graphischen Arbeiten, und obwohl ihr Werk Teil wichtiger niederländischer Kunstsammlungen ist, hat sie bislang kaum im Scheinwerferlicht gestanden. Das Museum Escher im Palast hat sich intensiv mit ihrem Leben und ihrem Werk, das die reiche Natur und die Essenz des Lebens darstellt, befasst und wirft auf diese Weise ein neues Licht auf ihr Werk, aber auch auf das von Escher.

Schwache Gesundheit und Unglück
Die Kindheit und Jugend beider Künstler verläuft nicht sorgenfrei. Schon in jungen Jahren haben sie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Escher ist häufig krank und muss bereits mit sieben Jahren für längere Zeit zur Kur, und es sollte nicht bei einem Aufenthalt bleiben. De Graag wächst behütet auf, und auch als Erwachsene bedarf sie des Beistands, den sie bei ihrer Mutter findet. Bei beiden sorgt die schwache Gesundheit zu einer gewissen Isolierung, aber sie lassen sich nicht unterkriegen, ganz im Gegenteil: sie entscheiden sich aus tiefer Überzeugung für ein Leben als Künstler.

Die aus der Stadt Gorinchem stammende Julie de Graag zieht als Kind mit ihren Eltern nach Den Haag, wo sie die Akademie für bildende Kunst – die heutige Königliche Akademie für bildende Kunst/KABK – besucht. Wenngleich sie formal eine Ausbildung in den Bereichen Kunsthandwerk, Bossieren und Naturzeichnen durchläuft, wendet sie sich der Grafik zu. Von ihrem frühen Werk ist jedoch kaum etwas erhalten geblieben. Am Neujahrstag 1908 vernichtet ein verheerender Brand ihr Atelier in Laren, wo sie seit 1904 lebte. Bei dem Feuer geht auch ihr gesamtes Holzschnitzmaterial verloren, weshalb sie sich gezwungenermaßen vorübergehend der Malerei widmet. Aber die Liebe zur Grafik lässt sie nicht los, und so kehrt de Graag, nicht zuletzt auf Drängen ihres Umfelds, zur graphischen Arbeit zurück.

Julie de Graag, Memento Mori, Holzschnitt in Schwarz und Beige, 1916. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, Dauerleihgabe Wibbina-Stichting
Julie de Graag, Weide vor dem Mond, Holzschnitt in Schwarz und Blau, 1920. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Künstlerkreise
Escher entscheidet sich nach einigen Umwegen für eine Künstlerausbildung an der »Schule für Architektur, Ornamentik und Kunsthandwerk« in Haarlem. Sein Lehrer für grafische Techniken, Samuel Jessurun de Mesquita, erkennt sein Talent und fördert den jungen Escher. In dieser Zeit wird die Grundlage für die weitere künstlerische Karriere Eschers gelegt. Wenngleich nicht klar ist, ob Escher und de Graag sich kannten und einander begegnet sind, ist gesichert, dass sie in denselben Künstlerkreisen verkehren. Die Schwester und der Schwager de Mesquitas, Anna und Joseph Mendes da Costa, sind nämlich mit de Graag befreundet. Es ist anzunehmen, dass de Graag und Escher voneinander gehört haben. Klar ist, dass sie aufgrund ihrer Faszination für das grafische Medium miteinander verbunden sind.

Genau wie Escher bildet de Graag häufig Personen aus dem direkten Umfeld ab. So entsteht ein Porträt des Kunstdozenten und -beraters Henk Bremmer. In einem Brief fragt sie ihn, ob er an dem Porträt interessiert ist. Bremmer ist regelrecht begeistert von ihrer Arbeit und weist unter anderem Sammler auf de Graag hin. So kommt es, dass de Graags Werke zum Beispiel in die Sammlung des Kröller-Müller-Museums aufgenommen werden.

Julie de Graag, Frosch im Graben, Holzschnitt in Schwarz, Grün und Braun-Rot, undatiert. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Julie de Graag, Sonnenblume, Holzschnitt, 1919. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Genaues Beobachten
Julie de Graag befasst sich intensiv mit den Themen Tier- und Pflanzenkunde. Hieraus gehen charaktervolle Tierdarstellungen hervor, denen in der Ausstellung ein ganzer Saal gewidmet ist. Da sind zum Beispiel die »Zwei Eulen« (1921): die vordere nimmt eine wachsame und verteidigende Haltung zum Schutz der ängstlicheren Eule hinter ihr ein. Auch wenn de Graag Arbeiten in Schwarz-Weiß besonders gut liegen, fertigt sie häufig auch Werke in kräftigen Farben an, und oft sind die Formate ihrer Arbeiten vergleichsweise klein. Auch Escher liebt es, ausführliche Studien von Tieren zu betreiben. Im Zuge seiner Ausbildung hatte er Gelegenheit, die Tiere im Artis-Zoo in Amsterdam vor Ort zu skizzieren. Sein besonderes Interesse gilt Vögeln, Reptilien und Fischen, die er mit viel Gespür für Details wiedergibt.

Julie de Graag greift auch andere, in der Kunst beladenere Themen auf; ein Beispiel hierfür ist der lateinische Ausdruck »Memento mori«, der so viel bedeutet wie »bedenke, dass Du sterben wirst«. 1916 macht sie »Memento mori« in einem gleichnamigen Druck buchstäblich zu ihrem Thema. Der Entstehungszeitpunkt ist kein Zufall. Gesundheitlich bedingt durchlebt sie zwar immer wieder depressive Phasen, doch die Gräuel des Ersten Weltkriegs bewirken bei ihr eine weitere Verschlechterung ihrer mentalen Gesundheit. Sie kann nur schlecht mit dem Leid und der Spannung umgehen. In den letzten Jahren ihres Lebens gestaltet sie ihre Drucke einfacher, und sie wendet sich Themen zu, die mehr Stille ausdrücken. Sie wird zunehmend von ihren Eltern in Den Haag abhängig, und immer häufiger zweifelt sie an ihren Fähigkeiten – ein Gedanke, der schlussendlich die Überhand gewinnt und dazu führt, dass sie sich das Leben nimmt. Julie de Graag stirbt am 2. Februar 1924.

Mit dieser Ausstellung will das Museum Escher im Palast den Fokus auf Julie de Graag lenken und damit auf ihren Beitrag zur Kunst im Kontext der Drucke ihres Grafik-Mitstreiters M.C. Escher. Indem Julie de Graag ins Rampenlicht gerückt wird, erhält ihr Werk endlich die Wertschätzung, die es verdient.

Escher werden

Als Joris Escher im Nachlass seiner Familie einen besonderen Fund macht, ist das der Beginn einer Entdeckungsreise zu seinem Großonkel Maurits Cornelis Escher. Joris stößt auf eine chinesische Lackschachtel mit Puzzeln aus Elfenbein. Ganz unten in der Schachtel, gut versteckt, findet er Zeichnungen, die von M.C. Escher bzw. dessen Vater stammen. Diese Zeichnungen werden jetzt erstmalig in einem Museum ausgestellt, nämlich in der Ausstellung Escher werden im Museum Escher im Palast.

Die Lackschachtel stammt aus dem Elternhaus Maurits Cornelis Eschers, in dem Maurits – Rufname Mauk – umringt von allerlei Kunstobjekten, die sein Vater aus China und Japan mitgebracht hat, aufwächst. Als Kind spielt er mit den Puzzeln aus Elfenbein, als Erwachsener zeichnet er sie. Die versteckte Zeichnung, die Joris unten in der Schachtel ausfindig gemacht hat, ist die Entschlüsselung des Systems hinter einem sechsteiligen Puzzle, für das Mauk die Auflösung Schritt für Schritt wiedergibt. Das ist typisch für den jungen Escher, der oft vor sich hin puzzelnd Schritt für Schritt neue Entdeckungen macht.

Lackschachtel Joris Escher
M.C. Escher, Stillleben, Kratzzeichnung, Januar 1943

Die Ausstellung Escher werden zeigt verschiedene wichtige Inspirationsquellen M.C. Eschers. Escher wächst zwischen Paravents, Drucken und anderen Objekten aus Japan heran, und so kommt es, dass diese Bildersprache Eingang in seine ersten Drucke findet. Mauks Bewunderung für die japanische Kunst und Kultur rührt von den Geschichten und Gegenständen her, die sein Vater aus Japan mit in die Niederlande brachte. Mauks Vater George Arnold Escher zählte 1873 zu den ersten Wasserbauingenieuren, die von der kaiserlichen Regierung eingeladen wurden, in Japan die Infrastruktur zu modernisieren. Diese »Wassermänner« sind in Japan bis heute berühmt.

In dieser kleinen Ausstellung erzählen die Objekte die Geschichte einer Familie, Historie und Verbindung, in deren Mittelpunkt die Lackschachtel und unbekannte Zeichnungen von Vater und Sohn Escher stehen. Das Museum Escher im Palast geht auch auf die Rolle ein, die Vater Escher in Japan spielte, indem es seltene Zeichnungen von ihm aus jener Zeit ausstellt. Diese besonderen Leihgaben werden von Objekten aus der Sammlung des Museums ergänzt. So ist beispielsweise das sechsteilige Puzzle aus der Lackschachtel auf einer einzigartigen Arbeit abgebildet, die bei Escher im Palast zu sehen ist. Diese Zeichnung entstand 1943 und damit fast 20 Jahre nach der Zeichnung aus der Lackschachtel. Das Puzzle hat M.C. Escher also viele Jahre später noch immer beschäftigt.

Puzzle aus der Lackschachtel. Foto: Gerrit Schreurs
M.C. Escher, Zeichnung des Puzzles, August 1927. Foto: Gerrit Schreurs

Über seine Entdeckungen hat Joris Escher ein Buch auf Niederländisch geschrieben, das denselben Titel trägt wie die Ausstellung; es ist letztes Jahr in den Niederlanden im Verlag Atlas Contact erschienen und wird dieses Jahr in den USA veröffentlicht. Das Buch handelt von Joris’ Entdeckungsreise zu seinem Großonkel Mauk, auf dessen Schoß er als kleiner Junge noch gesessen hatte. In einer Mischung aus Fakten und Fiktion schlüpft der Autor in die Haut seines Großonkels, indem er dieselben Orte aufsucht und dessen beliebte Grafiken ergründet. Zusammen mit anderen Objekten, die M.C. Escher geprägt haben, stellt Joris Escher die Zeichnungen und die Lackschachtel erstmals einem Museum als Leihgabe zur Verfügung.

Die Ausstellung Escher werden ist gleichzeitig mit Fotografien, Zeichnungen und Keramik von Maura Biava und mit Höhepunkten des Werks von M.C. Escher aus der Sammlung des Museums Escher im Palast zu sehen.

Maura Biava

Maura Biava war in den neunziger Jahren die erste Unterwasserfotografie-Künstlerin. Begleitet von einem Fotografen und einem Taucher ging sie in Kostümen und mit Objekten viele Meter unter Wasser, um dort Fotos oder ein Video von ihrer Performance machen zu lassen. Minütlich wurde ihr Luft verabreicht, so dass sie eine ganze Stunde unter Wasser bleiben konnte. Schon allein diese Arbeitsweise kann man als magisch bezeichnen.

Die italienische Künstlerin war schon in jungen Jahren neugierig auf die Welt um sie herum – eine Eigenschaft, die sie mit M.C. Escher gemein hat. Die Inspiration für ihre Fotografien, ihre Zeichnungen und ihre Keramikkunst holt sie sich aus der Natur und der Mathematik. In ihrer Einzelausstellung im Museum Escher im Palast sind drei Werke ihrer Unterwasserfotografie, neue Keramikobjekte und die daraus entstandenen fotografischen Arbeiten sowie eine Serie von Papierarbeiten zu sehen.

Maura Biava, Occult Star, C-print, 2023
Maura Biava, Zero Zero #14, C-print, 2024

Als Requisiten für ihre Unterwasserfotografie verwendete Maura Biava oft Keramikobjekte in wiedererkennbaren natürlichen Formen wie Sterne, Muscheln und Blumen. Nach und nach entwickelten sich aus diesen Objekten eigenständige Skulpturen. Für die Ausstellung in Escher im Palast fertigt sie neue, von den Arbeiten Eschers inspirierte, Keramikkunst zum Thema Hände an. Für Biava sind ihre Hände eine wichtige Energiequelle, aus der sie unter Verwendung von Rohstoffen und einer mathematischen Formel Kunst erschafft. Auf diese Weise gestalten die Hände nicht nur ein Kunstobjekt, sondern sie werden selbst zum Kunstwerk. Zu sehen ist auch eine Fotoserie von Mustern aus mit Keramik bedeckten Händen, die Biava zu einer Tapete weiterentwickelte.

Genau wie bei Escher bilden Natur und Mathematik für Maura Biava die Grundlage für die Erschaffung neuer Welten. Während mathematische Prinzipien für viele abstrakt und ungreifbar sind, versucht die Künstlerin, sie zu ergründen und zu visualisieren. Viele Formen von Pflanzen, Menschen und Tieren enthalten mathematische Kerne, die sich auch wiederholen. Beispiele hierfür sind sternförmige Kakteen und Seesterne, aber auch vom Menschen erschaffene Objekte. So bildet ein Stern auch die Basis für ein aus einer Maschine gepresstes Softeis, das damit auch Ausdruck der Prinzipien der Natur ist.

Maura Biava, Form Informed, Cartesian Transformation of René Descartes and Littus Curve of Roger Cotes, Risoprint, 2016
Maura Biava, Entanglements #2, 2024, C-print

Für ihre Serie von Arbeiten aus Papier, Form Informed (Informierte Form), orientierte sich Biava an der analytischen Geometrie: gemeinsam mit einem Mathematiker verwandelte sie mathematische Formeln in Formen aus Papier. Anschließend kombinierte sie diese Formen mit Hilfe eines Computerprogramms mit völlig anderen Formeln, wodurch die Arbeiten an Tiefe gewinnen. Ihre Palette an Formeln ist breit: Biava bedient sich bei den Formeln wichtiger Mathematiker aus der Geschichte, von Isaac Newton (17. Jahrhundert) bis Piet Hein (20. Jahrhundert). Im Rahmen von Form Informed versieht sie die visuellen Interpretationen zweier Formeln mit einer jeweils eigenen Farbe, die sie anschließend übereinander drückt. Das Werk wird so, angeregt von der mathematischen Geschichte, zu einer Erforschung von Farbe und Form.

Maura Biava (Italien, 1970) absolvierte ihre Ausbildung am »Liceo artistico« in Brera und an der »Academia di Brera« in Mailand, außerdem war sie Teilnehmerin an der »Rijksakademie« in Amsterdam. Biava war mehrfach »Artist in residence«, beispielsweise 2008 beim EKWC in Herzogenbusch (Niederlande) und 2014 beim ISCP in New York; sie ist Fachdozentin an der Königlichen Akademie für bildende Kunst (KABK) in Den Haag (Niederlande). Ihr Werk ist weltweit in Ausstellungen zu sehen, in den Niederlanden sind Werke Maura Biavas Teil der Sammlungen beispielsweise des »Stedelijk Museum« in Amsterdam, des Museums »Het Nieuwe Domein« in Sittard und der »AkzoNobel Art Foundation«.

M.C. Escher, Hand mit spiegelnder Kugel (Selbstporträt in Konvexspiegel), Lithographie, Januar 1935
Maura Biava, Air, C-print, 2024

Wie Escher

Die Lieblingsthemen des niederländischen Künstlers M.C. Escher sind nach wie vor hoch aktuell. Auch heute noch nutzen Künstlerinnen und Künstler optische Täuschungen, Reflexion, Natur und Architektur als Ausgangspunkt für ihre Werke. In der großen Herbst-/Winterausstellung »Wie Escher« bei Escher im Palast ist zu sehen, wie zeitgenössische Künstler*innen und Designer*innen wie Damien Hirst, Iris van Herpen, Chris Ofili oder Carlijn Kingma Eschers Gedankenwelt in ihren eigenen Werken umsetzen.

Damien Hirst, Memento, Radierung, Aquatinta, aquarelliert, 2008. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, dauerhafte Leihgabe The Monique Zajfen Collection
M.C. Escher, Auge (siebter und endgültiger Abdruck), Mezzotinto, Oktober 1946

Unmögliche Objekte, meisterhafte Metamorphosen und absurde Architektur – in der Ausstellung »Wie Escher« werden die berühmten Escher-Themen mithilfe zeitgenössischer Kunst neu zum Leben erweckt. Mit einer faszinierenden Mischung aus Werken von 36 Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland zeigt das Museum, wie aktuell und gegenwärtig Eschers Themen nach wie vor sind und wie seine Kunst in der modernen Gesellschaft weiterlebt und sich weiterentwickelt.

So war Escher beispielsweise eine wichtige Inspirationsquelle für den britischen Modedesigner Alexander McQueen .In der Ausstellung ist ein Kleid aus seiner Kollektion „Horn of Plenty“ zu sehen, an dessen Muster der Einfluss Eschers deutlich zu erkennen ist. Der Fotograf Marwan Bassiouni und M.C. Escher begegnen einander in ihrer gemeinsamen Faszination für das Verschmelzen zweier Welten in ihren Werken. Die großen Skulpturen des belgischen Bildhauers Renato Nicolodi schaffen mit ihrer labyrinthischen Architektur einen Bezug zu Eschers Leidenschaft für perspektivisch unmögliche Gebäude.

Studio Lennarts & De Bruijn entwarf eine raumfüllende Wandverkleidung, inspiriert von den gemusterten Fliesen der Alhambra, die auch für Escher eine wichtige Inspirationsquelle waren. Im zweiten Stock gestalten die Designer von Studio WAE einen neuen Fußboden aus recycelten Materialien, die zusammen ein typisches Escher-Muster ergeben. Und sogar das Geschenkpapier im Museum-Shop, das anlässlich dieser Ausstellung verwendet wird, ist ein wahres Kunstwerk. Es wurde von Hansje van Halem entworfen und erinnert an Eschers Design, das viele Jahre lang das Geschenkpapier des Warenhauses Bijenkorf zierte.

Jedes einzelne Werk ist eine überraschende Begegnung mit Eschers Kunst. Bei manchen wurde Escher buchstäblich als Ausgangspunkt gewählt, bei anderen wiederum teilt der Schöpfer des Kunstwerks eine Faszination für ein bestimmtes Thema, die er schließlich auf ganz individuelle Weise umsetzt. Die Parallelen zwischen Escher und den Werken der zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler können also bewusster oder unbewusster Natur sein. Dennoch eröffnet jede dieser Begegnungen ganz neue Perspektiven.

M.C. Escher, Konkav und Konvex, Lithographie, März 1955
Popel Coumou, 113_Untitled 2019, Collage, Pigmentdruck, 2019. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Die teilnehmenden Künstler*innen: Damien Hirst, Iris van Herpen, Chris Ofili, Alexander McQueen, Jan Taminiau, Carlijn Kingma, Hans Op de Beeck, Ruri Matsumoto, Levi van Veluw, Koos Breukel, Maria Roosen, Studio Lennarts & De Bruijn, Jan van der Ploeg, Popel Coumou, Stéphane Couturier, Sigrid Calon, Nazif Lopulissa, Renato Nicolodi, AFARAI, Satijn Panyigay, Marwan Bassiouni, Anton Bakker, Susanna Inglada, Hansje van Halem, Henri Jacobs, Ishraq Zraikat, Helena van der Kraan, Sybren Renema, Gijs Van Vaerenbergh, Louisa Boyd, Studio WAE, Jelle Korevaar, Raquel Maulwurf, Stefan Bleekrode, Dora Lionstone und Annemarie Petri.
Iris van Herpen, Aeriform AW2017/18, Lasergeschnittene weiße Baumwolle und Mylar auf transparentem Tüll, 2017
Carlijn Kingma, Spolia of A Thousand Expectations, Federzeichnung auf Papier, 2017. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Sigrid Calon, To the extend of / \ | & - nr. 120, Risography, 2012
Marwan Bassiouni, New Swiss Views #3, Pigmentdruck auf Dibond aufgezogen, 2021. Sammlung des Künstlers, mit freundlicher Genehmigung von Dürst Britt & Mayhew

Koos Breukel, Vondelpark, zugefrorener Teich, Silbergelatine-Druck, um 1999. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
M.C. Escher, Drei Welten, Lithografie, Dezember 1955

Die Ausstellung »Wie Escher« findet anlässlich des Escher-Jahres 2023 statt. In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des Künstlers M.C. Escher zum 125. Mal, und das feiert die Stadt Den Haag mit zahlreichen Ausstellungen, Veranstaltungen und dem entsprechenden City-Dressing.

Der Entdecker Eschers: Samuel Jessurun de Mesquita

2023 jährt sich der Geburtstag Maurits Cornelis Eschers (1898–1972) zum 125. Mal. Ein guter Anlass, Eschers Erfolge gebührend zu feiern. Das ist aber nur möglich, weil Escher einen Lehrmeister und guten Freund hatte: Samuel Jessurun de Mesquita (1868–1944). Vom Frühjahr 2023 an hängen die ergreifenden Arbeiten de Mesquitas Seite an Seite mit dem Werk seines berühmtesten Schülers im Museum Escher im Palast.

De Mesquita war nicht nur ein grandioser Künstler und Grafiker, sondern auch Lehrer für grafische Techniken. Als solcher begegnete er in der »Schule für Architektur, Ornamentik und Kunsthandwerk« erstmals jenem jungen Mann, der damals noch buchstäblich auf der Suche war – Maurits Cornelis Escher. Dieser entscheidet sich zunächst, auf Betreiben seiner Eltern, für die Fachrichtung Architektur, revidiert diesen Beschluss allerdings schon bald, nachdem de Mesquita seine ersten Arbeiten gesehen hat. De Mesquita überzeugt Escher, sich der Grafik zu widmen. Es entstand eine künstlerische und persönliche Freundschaft, die die beiden Künstler ein Leben lang verbinden sollte.

Samuel Jessurun de Mesquita, Porträt Piet Vorkinks, Holzschnitt, 1919. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
M.C. Escher, Porträt eines Mannes, Holzschnitt, 1920. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Wie es sich für einen guten Schüler gehört, verfolgt Escher während seiner Ausbildungszeit aufmerksam den Stil und die Themenwahl seines Meisters. De Mesquita stellt Menschen und Tiere in kräftigen Linien dar und konzentriert sich dabei auf das Wesentliche. Seine Tierporträts sprühen vor Charakter. Entstanden sind sie bei Ausflügen in den Amsterdamer Zoo Artis, wo er die Tiere genau beobachtete. De Mesquita legte zwar das Fundament für Eschers Künstlerdasein, stilistisch trennen sich ihre Wege jedoch, nachdem Escher seine Ausbildung abgeschlossen hat. Die beiden bleiben in Verbindung, und De Mesquita verfolgt voller Stolz Eschers weiteren Werdegang. Auch während des Zweiten Weltkriegs reißt der Kontakt nicht ab. De Mesquita entstammt einer jüdisch-sephardischen Familie aus Portugal, und beide sind sich der in diesen Zeiten damit verbundenen Gefahren bewusst.

Diese Gefahren halten Escher allerdings nicht davon ab, seinen alten Freund zu besuchen. Doch die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich: In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1944 werden de Mesquita, seine Frau und sein Sohn Jaap deportiert. Das Leben de Mesquitas und seiner Frau nimmt in Auschwitz sein tragisches Ende, und auch Sohn Jaap kehrt nicht aus Theresienstadt zurück. Escher erreicht am 28. Februar nichtsahnend das leere Haus und Atelier seines Lehrmeisters. Es wurde geplündert, es herrscht Durcheinander. Alles, dessen er habhaft werden kann, nimmt er an sich und rettet damit einen großen Teil des Werks de Mesquitas. Dadurch kann Escher das Andenken an de Mesquita nach dessen Tod in Ehren halten.

Samuel Jessurun de Mesquita gilt als der Entdecker M.C. Eschers. In der Ausstellung wird deutlich, dass er mehr war als der Mann am Anfang der Karriere Eschers. Er war ein ausdrucksstarker Künstler, der zeitlose Grafik schuf. Das Museum Escher im Palast führt das Werk dieser Künstler zusammen – die beiden Meister sind wiedervereint.

Samuel Jessurun de Mesquita, Porträt Jaap Jessurun de Mesquitas, Holzschnitt, 1922. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
M.C. Escher, Selbstporträt, Lithographie, November 1929. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Samuel Jessurun de Mesquita, Horneule, Holzschnitt, 1915. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Samuel Jessurun de Mesquita, Reiher (klein), Holzschnitt, um 1912. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Rembrandt zurück in Den Haag

Ein lange Zeit verschollenes Selbstporträt Rembrandts ist nach Hause zurückgekehrt: seit dem 29. November 2022 hängt es in dem Gebäude, das das Museum »Escher im Palast« beherbergt, und damit an dem Ort, wo es auch schon von 1850 bis 1894 daheim war, als dort Prinz Hendrik wohnte, der Sohn König Wilhelms II. Seit 1898, also mittlerweile fast 125 Jahre, ist das Gemälde nicht mehr in den Niederlanden zu sehen gewesen, seit 1967 war es für die Öffentlichkeit überhaupt nicht mehr zugänglich. Das Gemälde erhält jetzt einen besonderen Platz zwischen den berühmten Selbstporträts des niederländischen Grafikkünstlers M. C. Escher, dessen Werk seit 2002 in diesem Palais ausgestellt wird. Das Rembrandt’sche Selbstbildnis ist hier bis einschließlich 29. Januar 2023 zu sehen.

Eine bewegte Geschichte

Den Anlass für dieses besondere Ereignis bilden neue Forschungsergebnisse zur Geschichte dieses Gemäldes, die der Rembrandt-Spezialist Gary Schwartz zusammengetragen hat. Schwartz nutzte für seine Arbeit zahlreiche bislang unveröffentlichte Dokumente aus dem Archiv des niederländischen Königshauses und der National Gallery of Art in Washington, aus Archiven amerikanischer und deutscher Behörden und deutscher Gerichte sowie die Privatkorrespondenz zwischen Erbgroßherzogin Elisabeth von Sachsen-Weimar und dem deutsch-amerikanischen Rembrandt-Kenner Jakob Rosenberg. In seinem Buch »Rembrandt met rode baret – De wilde avonturen van een bezadigd zelfportret« beschreibt Schwartz das aufregende Schicksal dieses bedeutenden Kunstwerks.

Das Bild hat eine bewegte Geschichte. 1823 erwarb es der spätere König Wilhelm II. (1792–1849). 1839 kam es von Brüssel nach Den Haag, wo es ab 1842 im neuen Gotischen Saal des ganz in der Nähe seines Palais gelegenen Palais Kneuterdijk hing. Nach dem Tod Wilhelms II. wurde dessen erlesene Gemäldesammlung 1850 versteigert. Nachdem das Gemälde den Besitzer gewechselt hatte, brauchte es nicht weit zu reisen: es zog in das Palais Lange Voorhout (heute: Museum Escher im Palast) um, das sich damals im Besitz von Wilhelm Friedrich Heinrich (1820–1879), genannt der Seefahrer, befand. Hier verblieb das Werk mindestens 35 Jahre, höchstwahrscheinlich sogar 44 Jahre.

Die weitere Geschichte des Gemäldes liest sich wie ein Krimi. Im Zuge der Vererbung innerhalb der königlichen Familie an Heinrichs Schwester, Prinzessin Sophie (1824–1897), fand das Werk in Weimar ein neues Zuhause, wo Sophie Großherzogin war. Dort hing es im Weimarer Museum, aus dem es 1921 gestohlen wurde. Viele Jahre war sein Verbleib unbekannt, 1945 tauchte es dann plötzlich in Amerika auf.
Die amerikanischen Behörden beschlagnahmten das Selbstporträt und gaben es 1967 in der Erwartung an Deutschland zurück, dass es wieder in das Museum in Weimar zurückkehren sollte. Als es zurück in Deutschland war, meldete jedoch eine Erbin, Erbgroßherzogin Elisabeth von Sachsen-Weimar (1912–2010), Besitzansprüche an – mit Erfolg. Erneut verschwand das Porträt aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Bis heute, 55 Jahre später.

Rembrandt zugeschrieben

Bis 1969 bestand keinerlei Zweifel daran, dass es sich bei dem Porträt um einen Rembrandt handelt. Damals stellte der deutsch-niederländische Kunsthistoriker Horst Gerson den Gedanken in den Raum, dass es von Ferdinand Bol stammen oder in seinem Umfeld entstanden sein könnte. Wenngleich Schwartz zufolge kein einziger Bol-Experte sich dieser Sicht jemals angeschlossen hat, setzte sich das Rembrandt-Forschungsprojekt ernsthaft damit auseinander. In seiner Publikation entkräftet Schwartz jetzt alle Argumente, die diese Position stützen sollen. Gary Schwartz: »Zweifel an der Urheberschaft des Gemäldes wurden durch die Beschädigungen begünstigt, die das Selbstporträt nach dem Diebstahl in Weimar erlitten hatte. Unsachgemäß ausgeführte Übermalungen vermittelten einen falschen Eindruck von der Qualität des Werks. Neue, umfassende technologische Untersuchungen des renommierten Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft in Zürich haben ergeben, dass lediglich das Gesicht von der Hand des ursprünglichen Malers stammt. Wenn man sich dieses Gesicht aber ansieht, wird man schwerlich zu einem anderen Ergebnis kommen können, als dass es sich um ein Selbstporträt des Meisters handelt.«

Königliche Begegnungen

In diesem Herbst findet im Museum Escher im Palast eine königliche Begegnung statt. Zehn Künstler aus Den Haag setzen sich in der Ausstellung Königliche Begegnungen mit dem Kontrast zwischen Tradition und Experiment, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, auseinander. Escher im Palast hatte die Künstler dazu eingeladen, sich vom Lange-Voorhout-Palast und dessen einstiger Bewohnerin, Königinmutter Emma, zur Gestaltung neuer grafischer Kunstwerke inspirieren zu lassen. Für die Ausstellung begaben sich die zehn Künstler aus ganz unterschiedlichen Metiers – vom Installationskünstler bis hin zum Fotografen – auf für sie bisher unbekanntes Terrain. Ihre unkonventionelle Herangehensweise führte zu einer bunten Palette von Kunstwerken – ein kaleidoskopischer Blick auf die Geschichte, der zeigt, dass Grafik viel mehr ist als zweidimensionale Arbeiten auf Papier. Von der bedruckten Robe über einen besonderen Siebdruckrahmen bis hin zur Radierung in Gold – die Möglichkeiten des Mediums Grafik sind unerschöpflich.

Thijs Ebbe Fokkens, J.W. I presume?, Siebdruck, Holz, Metall und Blattgold, 2022
Koos Breen, ohne Titel, Siebdruckrahmen, 2022

Die Ausstellung Königliche Begegnungen, die anlässlich der Grafik-Triennale 2022 stattfindet, ist eine zeitgenössische Interpretation der beiden zentralen Fundamente des Escher-Museums: Eschers Vorliebe für das Medium Grafik und das historische Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist. Ein königlicher Palast, der mit seinen barocken Gemächern und persönlichen Geschichten aus dem Leben der Königinmutter Emma bis heute inspiriert.

Die teilnehmenden Künstler wurden im Rahmen dieses Projekts im Grafikatelier „Grafische Werkplaats“ Den Haag fachkundig angeleitet und an die verschiedenen drucktechnischen Verfahren herangeführt. Parallel zur Ausstellung präsentiert das Grafikatelier einige Entwürfe und Probedrucke der hier gezeigten Arbeiten.

Künstler

Ai Hashimoto
Arike Gill
Hanna de Haan
Koos Breen
Lotte van Lieshout
Marleen Sleeuwits
Nynke Koster
Thijs Ebbe Fokkens
Yaïr Callender
Zeger Reyers

Hanna de Haan, Manchmal steht die Zeit drinnen still, Holzblock, 2022
Marleen Sleeuwits, ohne Titel, Siebdruck, 2022

Spielen mit Spiegeln

In diesem Sommer blickt Escher im Palast in den Spiegel von M. C. Escher. Eschers Welt ist eine gespiegelte Welt: ein Spiel der Wiederholung und Widerspiegelung, des Schauens und des Erstaunens. Die Selbstporträts in gewölbten Spiegeln zeigen den Grafiker in einer solchen alternativen Welt. Die Widerspiegelungen natürlicher Szenen oder italienischer Gassen verraten Eschers Liebe für die Möglichkeiten, die Reflexionen bieten. Erleben Sie in diesem Sommer Eschers Faszination für Spiegelungen bei Escher im Palast. Dieselbe Faszination erleben wir auch bei Künstlern der heutigen Generation.

Wunderbare Beispiele sind die sich spiegelnden Kugeln von Arnout Visser (1962). Mit seinen Entwürfen trug dieser Glaskünstler in den Anfangsjahren zum Erfolg von Droog Design bei. In seiner Glaskunst sucht Visser stets nach auffälligen Formen. Seine Explosion Spheres sind Spiegelkugeln on steroids: Explosionen von Reflexionen, wobei er flüssiges Glas durch ein dünnes Metallnetz bläst und so eine „erstarrte Explosion“ kreiert. Da es schwierig ist, diese Tröpfchenexplosion gezielt zu steuern, ist jede Kugel einzigartig und spiegelt den Zuschauer anders wider. Dieses technische Kunststück schafft eine Miniaturwelt mit Dutzenden unterschiedlicher Spiegelungen.

Im Rahmen der Dauerausstellung im zweiten Stock können Sie die Spiegelkunstwerke der Glaskünstler Tomas Hillebrand, Václav Cígler und Miloš Balgavý bewundern. Im Schrank mit optischen Täuschungen von Ad van der Kouwe und Don Satijn wandert der Blick nach unten ins Unendliche. Darüber hinaus können Kinder auf einer Familienspurensuche die Welt der Spiegel von M. C. Escher spielerisch entdecken. Eine Explosion voller Spiegel sorgt in diesem Sommer für besondere Begegnungen zwischen Kunst und Mensch.

Kunst als Spiegel der Seele

Gleichzeitig stellen wir einen Neuerwerb des zeitgenössischen Künstlers Jelle Korevaar vor: … (PunktPunktPunkt). Korevaars Werk präsentiert sich neben Eschers Druck Auge. Er ist eines von Eschers Meisterwerken der Reflexion, in dem sich in einer Pupille ein Totenkopf widerspiegelt. Korevaar spielt mit denselben Themen in seinem Schädel: Tod, Ewigkeit, Selbstbeobachtung und Reflexion. Der mechanische Schädel weint endlos dicke Öltränen. Bei beiden Künstlern sieht der Betrachter nicht nur das Werk an sich, sondern schaut auch seiner eigenen Sterblichkeit in die Augen.

Jelle Korevaar, ... (PunktPunktPunkt), 2017
M.C. Escher, Auge (siebter und endgültiger Abdruck), Mezzotinto, Oktober 1946

… (PunktPunktPunkt) ist eine Bewegung in der Endlosschleife: Der Schädel hört nicht auf zu weinen. Auch M. C. Escher war von dieser Form der Unendlichkeit fasziniert, was in seinen Drucken Wasserfall und Möbiusband zum Ausdruck kommt. In Wirklichkeit ist das nicht möglich, doch Escher lässt auf Papier die Ewigkeit im Kopf des Betrachters entstehen. Durch die eingebaute Energiequelle und die sich ständig drehenden Räder kommt Korevaar dagegen in der Ewigkeit an. Die optische Täuschung von Eschers Perpetuum mobile ist in Korevaars Schädel Wirklichkeit.

Andy Warhol

Hohe Auflagen

Escher im Palast zeigt momentan zehn besondere Porträts von Andy Warhol (1928–1987). Diese US-amerikanische Pop-Art-Ikone teilte mit M.C. Escher die Liebe zur Grafik. Warhol griff oft auf die Siebdrucktechnik zurück. Sie ermöglichte es ihm, seine Werke in einer höheren Auflage für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Auch Escher entschied sich aus diesem Grund für die Druckkunst. Beiden Künstlern war diese Zugänglichkeit sehr wichtig. Zudem sind in den Arbeiten beider Künstler Prinzipien wie Reflexion und Wiederholung zu erkennen.

Andy Warhol (1928 – 1987), Queen Beatrix of The Netherlands, 1985, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Queen Elizabeth II of the United Kingdom, 1985, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Queen Margarethe II of Denmark, 1985, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Queen Ntombi of Swaziland, 1985, screenprint, private collection

All Images © The Andy Warhol Foundation For The Visual Arts Inc. C/O Pictoright Amsterdam 2021

Herrscherinnen

In der großen Eingangshalle hängen vier Königinnen-Porträts: Elisabeth II., Königin des Vereinigten Königreichs (1926), Margrethe II., Königin von Dänemark (1940), Ntombi Twala, Königin von Swasiland (heute Königreich Eswatini, 1950), und Beatrix, Königin der Niederlande (1960). Diese vier farbenfrohen Porträts bilden zusammen die Serie Reigning Queens (1985). Die abgebildeten Königinnen waren zu diesem Zeitpunkt die einzigen herrschenden Fürstinnen der Welt.

Warhol schuf verschiedene Versionen seiner Porträts, indem er mit dem Hintergrund, graphischen Formen und Farbflächen spielte. Die Reigning Queens strahlen bei Warhol Grandeur und Glanz aus. Er hebt die Fürstinnen auf ein Podest und präsentiert sie als vier besondere Frauen, die eine einzigartige Position in der Weltgeschichte einnehmen.

Warhol verwendete für diese Siebdruckserie bereits vorhandene Fotos. So bildet das Foto, das 1977 anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums von Königin Elisabeth entstand, die Grundlage für das Porträt dieser Fürstin. Und das offizielle Staatsfoto, das Max Koot nach der Amtseinführung 1980 von Königin Beatrix machte, ist die Basis für das Porträt der damaligen Königin der Niederlande. Das Besondere an dem Porträt von Königin Beatrix, das nun im Palast Lange Voorhout ausgestellt wird, ist die Tatsache, dass Beatrix diesen Palast gut kennt. Sie nutzte ihn während ihrer Regierungszeit lange als ihren „Arbeitspalast“ und verbrachte hier viel Zeit.

Andy Warhol (1928 – 1987), Kimiko, 1981, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Ingrid Bergman, 1983, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Grace Kelly, 1983, screenprint, private collection
Andy Warhol (1928 – 1987), Jane Fonda, 1984, screenprint, private collection

All Images © The Andy Warhol Foundation For The Visual Arts Inc. C/O Pictoright Amsterdam 2021

Superstars

Während Warhols Serien von Campbell‘s-Suppendosen und Brillo-Kartons das Alltägliche zur Kunst erhoben, stellte Warhol bei seinen Porträts oft bekannte Persönlichkeiten in den Vordergrund. Im ersten Stock hängen sechs Porträts berühmter Frauen wie Marilyn Monroe, Grace Kelly, Jane Fonda und Ingrid Bergman. Diese Superstars aus Hollywood waren bereits weltberühmt, als Warhol ihnen mit seinen Porträts zu noch mehr Ruhm verhalf. Dasselbe gilt für die Porträts der legendären First Lady Jackie Kennedy und der japanischen Kunstsammlerin Kimiko Powers. Sie und ihr Ehemann John besaßen eine der größten, in Privatbesitz befindlichen Pop-Art-Sammlungen.

Warhol war fasziniert von berühmten Persönlichkeiten und bewegte sich als weltbekannter Künstler ebenfalls in diesen Kreisen. Der Künstler, der seine berufliche Karriere in der Werbung startete, wurde selbst zur Marke. Mit den grellen Farben, seiner Material- und Themenwahl und der Hyperstilisierung schuf er einen charakteristischen Stil, der ihn zum Vorreiter der Pop-Art-Bewegung machte.

Sehen mit den Händen

Zu Ehren der The Hague Fashion Week organisiert Escher im Palast die Ausstellung Kijken met je handen (Sehen mit den Händen) mit tastbarer Mode des curaçaoisch-niederländischen Modedesigners Michelangelo Winklaar. Als Inspirationsquelle diente Winklaar dabei seine sehbehinderte Mutter. Das Ergebnis ist eine experimentelle Ausstellung, bei der Blinde und Sehbehinderte eine Modekollektion über den Tastsinn erfahren können. Während eine Modekollektion in einem Museum unter normalen Umständen nicht angefasst werden darf, lädt Winklaar die Besucher hier dagegen ausdrücklich dazu ein, die Hände zu benutzen.

Die von Winklaar entwickelte Kollektion ist eine Ode an seine Heimat Curaçao. Für seine farbenfrohen Kleidungsstücke lässt sich Winklaar auch von der Natur inspirieren, wobei der charakteristische, gelbe Kibrahacha-Baum im Mittelpunkt steht. Speziell für diese Ausstellung wählt der Modedesigner eine Vielfalt an Silhouetten, Stoffen und Techniken. Die Besucher können so das Gewicht von schwerem, rauen Paillettenstoff ertasten, aber auch luftig-leichten, sommerlichen Tüll. Eine schlanke Abendrobe neben den voluminösen, eckigen Formen eines Blazers aus den 1980ern: Hier wird an alle Facetten des Tastsinns appelliert.

Das Werk von Winklaar (1983, Willemstad) zeichnet sich durch die weiblichen Formen, den Stoffmix und handwerkliches Können aus. In der Kollektion dieser Ausstellung spiegelt sich dies unter anderem in den Spiralkorsettstäben, hochwertigen Spitzen und den handgemalten Blumen wider. Auch Nachhaltigkeit liegt dem Designer am Herzen, denn Winklaar setzt gerne Restmaterial aus der Textilindustrie ein. Winklaar orientiert sich in seinen Kreationen nicht nur am niederländischen Modebild, sondern auch an der farbenfrohen Kultur und Natur von Curaçao.

Subtil verweist Winklaar auf das Werk von Escher und den Palast Lange Voorhout, in dem sich das Museum befindet. Einzelne Modelle greifen Elemente aus Eschers Drucken auf, wie Ordnung und Chaos, Metamorphose und Geometrie. Außerdem referiert Winklaar an die Mode aus der Zeit der Königinmutter Emma. Die Ausstellung im Ballsaal und Grünen Salon des Museums schließt an den Auftrag von Escher im Palast an, sich aktiv für Inklusion einzusetzen. Damit sollen auch Zielgruppen angesprochen werden, die möglicherweise weniger schnell ein Museum besuchen. So soll nicht nur blinden und sehbehinderten Besuchern die Entdeckung der Winklaar-Kollektion ermöglicht werden. Auch Besucher mit normaler Sehfähigkeit können eine Modeausstellung einmal auf eine ganz andere Art erfahren.

www.michelangelowinklaar.nl

Die Präzision aus Papier von Annita Smit

Zeit und Ewigkeit. Poesie in Bild und Wort

Escher im Palast begrüßt die dreidimensionalen Papierkunstobjekte der niederländischen Künstlerin Annita Smit (1966) zwischen den Werken von M.C. Escher. In ihren filigranen Kunstwerken verwendet Smit Papier auf dreidimensionale Art, voller Rhythmus, Bewegung und Struktur. Für die Objekte dieser Ausstellung hat Smit Reste der Bibelproduktion und altes Bibelpapier verwendet. Ihre Arbeit zeichnet sich durch Raffinesse, subtile Farben und Details aus. Was aus der Ferne wie eine kleine Welt aussieht, besteht tatsächlich aus winzig zugeschnittenen, gefärbten Stückchen hauchdünnem Papier.

Das Oeuvre von Annita Smit steht in Verbindung mit dem grafischen Werk von M.C. Escher, dessen weltberühmte Drucke ebenfalls mit Perspektive und Realität spielen. Rhythmus, Ordnung und Wiederholung von Mustern sind in Eschers Werk ebenfalls wichtig. Sowohl die Kreationen von Smit als auch die Grafiken von Escher zeugen von großer Handwerkskunst. Zeit und Ewigkeit teilt einen thematischen Schwerpunkt mit Escher, der ein großes Interesse an Konzepten wie Unendlichkeit und Ewigkeit hatte. Die Ausstellung umfasst überdies neue Gedichte zu den Themen Zeit und Ewigkeit der zeitgenössischen Dichter Babs Gons und Mustafa Stitou, die den Besucher zum Nachdenken anregen. Die Gedichte sowie der eigens für dieses Projekt verfasste Essay Dialogisches Sein: zwei Stimmen, zwei Zeiten des Philosophen Joke J. Hermsen stehen den Besuchern der Ausstellung in einem kostenlosen Abschnitt zur Verfügung.

Zeit und Ewigkeit handelt von der direkten Beziehung zwischen Kunst und Betrachter und bringt Bild und Wort in Papierobjekten und Gedichten zusammen. In Ermangelung von Bildunterschriften, Titeln oder Analysen lädt diese Zusammenarbeit zwischen Escher im Palast und dem Biblischen Museum die Besucher ein, die Kunst im monumentalen Ballsaal des Paleis Lange Voorhout zu genießen und auf ihre eigene Weise zu erleben. Eine Ausstellung, bei der „Achtsamkeit“ an erster Stelle steht: Das Herz darf eingeschaltet werden, der Kopf darf abschalten.

Annita Smit, Clash 2020 I, 2015, bearbeitetes Bibelpapier, ca. Ø 40 cm. Foto: Anja Loepa
Annita Smit, Clash 2020 II, bearbeitetes Bibelpapier, ca. Ø 30 cm. Foto: Anja Loepa

Duo-Ausstellung

Zeit und Ewigkeit ist eine Duo-Ausstellung, die in Escher im Palast und in der Klosterkirche, beide an der Lange Voorhout in Den Haag, präsentiert wird. Die Öffnungszeiten der Klosterkirche sind Dienstag bis Samstag zwischen 12 und 16 Uhr. Die Ausstellung ist dort kostenlos zugänglich.

Zeit und Ewigkeit ist eine Initiative und Produktion des Biblischen Museums und wurde teilweise ermöglicht durch den Mondriaan Fonds, Doopsgezind Predikfonds Haarlem, Iona Foundation, Vrijzinnige Fondsen, Royal Jongbloed, De Schrijverscentrale und den Freunden des Biblischen Museums.

Geniale Grafiker: Escher und seine Zeitgenossen

Die großartige Grafik von Escher und seinen Zeitgenossen

Der berühmteste Grafiker der Niederlande ist zweifellos M.C. Escher. Mit seinen Grafiken voller optischer Täuschungen nimmt er einen einzigartigen Platz in der nationalen und internationalen Kunstgeschichte ein. Aber er war nicht der einzige bedeutende niederländische Grafiker. Die Ausstellung Geniale Grafiker: Escher und seine Zeitgenossen in Escher im Palast konzentriert sich auf das grafische Werk von Eschers niederländischen Zeitgenossen. In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Den Haag zeigt die Ausstellung die Vielseitigkeit der niederländischen Grafik anhand von Grafiken von Eschers Freunden, Bekannten und Lehrern. Gezeigt werden auch Werke anderer Künstler, die der Zeit, in der sich Escher zu einem großen Grafiker entwickelte, Farbe verliehen.

Jacoba van Heemskerck, Alter Mann, Lithographie, 1906-1907. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Julie de Graag, Hundekopf, Holzschnitt, 1920. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Grafik ist eine Kunstform, die Kreativität, Handwerk und Tradition mit technischen Herausforderungen verbindet. Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in den Niederlanden viele Drucke geschaffen. Der Beruf des Grafikers war lebendig. Die Werke wurden in einer bestimmten Auflage hergestellt und konnten daher leicht verbreitet werden. Das machte Grafik populär, auch bei Künstlern, die für andere Kunstdisziplinen bekannt waren. So fertigten berühmte Namen wie z.B. H.W. Mesdag und Jozef Israëls neben ihren Gemälden auch Lithografien und Radierungen an. M.C. Escher umgab sich gerne mit Künstlern, die das Fach wirklich verinnerlicht hatten, wie seine Lehrer Samuel Jessurun de Mesquita und Richard Roland Holst und Freunde wie Gerd Arntz und Paul Citroen.

Richard Roland Holst, Skizzenentwurf für Porträt im Buntglas, Lithographie, 1916. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Matthijs Maris, Kopf eines Mädchens mit Schleier, Radierung, ca. 1883-1888. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Gerd Arntz, Top-end, Linoldruck, 1968. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Samuel Jessurun de Mesquita, Gehörnte Eule, Holzschnitt, 1915. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Von Landschaften zu Porträts, von Gebäuden zu geometrischen Formen: Geniale Grafiker bringt vom 3. März bis 5. September 2021 die Arbeiten von 43 leidenschaftlichen Grafikern mit dem Werk von M.C. Escher zusammen. Drucke u.a. von Piet Mondriaan, Matthijs Maris, Jan Mankes, Isaac Israëls, Jan Toorop, Jacoba van Heemskerck, H.N. Werkman und César Domela bieten einen Querschnitt durch die niederländische Grafik am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Grafiken dieser Zeitgenossen enthalten oft die gleichen Themen wie die von Escher, jedoch meistens mit einem völlig anderen Ergebnis. Entdecken Sie in Escher im Palast, wie vielseitig Grafik sein kann.

Jan Hendrik Weissenbruch, Landschaft mit untergehender Sonne, Lithographie, 1867. Sammlung Kunstmuseum Den Haag
Hendrik Willem Mesdag, Drohender Schauer über dem Strand, Lithographie, undatiert. Sammlung Kunstmuseum Den Haag

Verwunderung

Von Langeweile zu optischer Illusion

Die Drucke von M. C. Escher sind weltberühmt, aber die Konservatorin Micky Piller entdeckte etwas Neues. Bei ihrem ersten Besuch in der weiterführenden Schule, die Escher in Arnheim besuchte, fiel ihr die große Übereinstimmung zwischen der Wirklichkeit und einer Serie Drucke auf, die Escher nach dem Krieg schuf. Es wird allgemein angenommen, dass die Realität für seine Drucke nicht mehr wichtig war, nachdem Escher Italien 1935 verlassen hatte. Man spricht über ‘Mindscapes‘ im Gegensatz zu ‚Landscapes‘ der früheren Werke. Zum ersten Mal wird die Verbindung zwischen dem Schulgebäude in Arnheim und den Bildern, die Maurits C. Escher dreißig Jahre später schaffte, hergestellt.

Jetzt stellt sich jedoch heraus, dass die “Hölle von Arnheim“, wie Escher seine Schulzeit nannte, einen großen Einfluss auf wichtige Werke von Escher hatte, z.B. auf Andere Welt, Relativität und einige andere Drucke, die hiermit in Verbindung gebracht werden können. Diese Forschungen sind die Grundlage für die Ausstellung: VERWUNDERUNG,Von Langeweile zu optischer Illusion.

Das frühere Schulgebäude wird inzwischen als Studentenunterkunft genutzt und wurde dafür gründlich angepasst. Trotzdem gelang es der Konservatorin, diese Anpassungen auszublenden und mit Hilfe des Fotografen Gerrit Schreurs die ursprüngliche Architektur aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Mit digitalen Techniken machte Schreurs eine Impression des Treppenhauses im vermutlichen Zustand der Jahre 1912-1918, Eschers Schulzeit. Diese großen fotografischen Rekonstruktionen werden in der Nähe der Werke, die von diesem Treppenhaus beeinflusst wurden, auf den Wänden von Escher im Palast aufgehängt. So erlebt der Besucher, was der pubertierende Escher durch das Treppenhaus entdeckte. Wenn man in Arnheim die breite Treppe hinaufgeht, sieht man, wie Eschers Träume zum Leben erweckt werden: Treppen drehen sich, Räume kippen und pseudoromanische Durchgänge bilden Verbindungen zu anderen Welten.

Nach dem Krieg bekam Escher von der Schulleitung den Auftrag für eine Erinnerungsplakette für die Schüler, die im Krieg umgekommen waren. Anscheinend aktivierte dieser Auftrag seine Erinnerungen an das Gebäude. Escher kombinierte bereits viel früher verschiedene Räume oder Perspektiven innerhalb eines Werkes, aber zwischen 1947 und 1953 entsteht die Serie mit Andere Welt, 1947, Oben und Unten, 1947, Treppenhaus, 1951 und Relativität, 1953. In diesen Holzschnitten und Lithografien kombiniert er mühelos verschiedene Perspektiven zu einem, anscheinend kohärenten Raum. Aber wer sich die Zeit nimmt, gut hinzuschauen, sieht in diesen Werken, dass merkwürdige Dinge passieren. Fließende Übergänge führen zu bizarren Möglichkeiten. Durch die listigen Kombinationen Eschers fällt es nicht sofort auf, dass es unmögliche Konstruktionen sind. Es gibt noch mehr Drucke, bei denen man den Einfluss des Treppenhauses seiner Schule zwar weniger direkt, aber doch deutlich sehen kann.

1963 sagt M. C. Escher bei einem Vortrag, zusammengefasst:

“Wenn man die Aufmerksamkeit auf etwas lenken will, das nicht existieren kann, muss man erst versuchen, sich selbst und dann den Zuhörer zum Narren zu halten, indem man seine Geschichte so präsentiert, dass das Element der Unmöglichkeit verschleiert wird. Es muss eine gewisse Rätselhaftigkeit geben, die nicht sofort ins Auge springt.“

“Denn,“ so hatte er seinem Freund Bruno Ernst bereits früher geschrieben, „vielleicht strebe ich doch nur nach Verwunderung und versuche, auch bei meinem Betrachter nur Verwunderung zu erzeugen.“

Die Entdeckung, dass sein Schulgebäude einen Einfluss auf das Werk M. C. Eschers hatte, war das Thema der Ausstellung VERWUNDERUNG, die in 2014 für das Publikum eröffnet wurde.

M.C. Escher, Andere Welt, Holzstich und Holzschnitt in Schwarz, Rotbraun und Grün, von drei Blöcken gedruckt, Januar 1947
Eindruck des Treppenhauses in HBS Arnhem 1913, Fotostudio Gerrit Schreurs, 2014
M.C. Escher, Relativität. Holzschnitt, Juli 1953
Eindruck des Treppenhauses in HBS Arnhem 1913, Fotostudio Gerrit Schreurs, 2014

Grandioses Glas

Optische Glaskunst aus der Tschechischen Republik und der Slowakei

In der Ausstellung Grandioses Glas zeigt Escher im Palast in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Den Haag das schönste optische Glas aus der Sammlung der Stiftung Modernes Glas. Die Glasskulpturen aus der Tschechischen Republik und der Slowakei vergrößern, verkleinern und verfärben alles ringsum und bieten einen neuen Blick auf die Welt. Optisches Glas wird normalerweise zur Herstellung von Spiegeln, Brillengläsern und Linsen verwendet, aber tschechisch-slowakische Künstler verwandeln das Material in harmonische Kunstwerke. Die abstrakten geometrischen Objekte spielen immer mit Reflexion und Licht und nehmen aus jedem Winkel eine andere Form an. Sie spielen mit dem Betrachter, so wie man auch bei M.C. Escher immer wieder staunend auf ein und dasselbe Werk blickt.

Die Tschechische Republik und die Slowakei haben eine lange Glastradition. Dort gibt es traditionell eine lebendige Glasindustrie, in der handwerkliches Können und Präzision dominieren. In der ehemaligen Tschechoslowakei wurde Glas hauptsächlich als Material für angewandte Kunst verwendet, bis der tschechische Künstler Václav Cígler 1965 an der Kunstakademie in Bratislava die Abteilung Glas in Architektur gründete. Cígler bildet eine neue Generation von Glaskünstlern aus und schafft seine eigene Bewegung innerhalb der internationalen Glaskunst. Diese Künstler lassen sich vom kreativen Prozess leiten und schaffen aus optischem Glas freie Skulpturen voller Licht und Bewegung.

Die abstrakte geometrische optische Glaskunst von Václav Cígler (1929), Lubomír Arzt (1946-2015), Miloš Balgavý (1955), Pavol Hlôška (1953), Zora Palová (1947) und Štěpán Pala (1944) wird vom 7. Juli bis 8. November an mehreren Orten im ehemaligen Winterpalast von Königinmutter Emma ausgestellt. Schauen, bewegen und bewundern.

Lubomír Arzt, Champagne, 2000, optisches Glas, gesägt und poliert. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, langfristige Leihgabe der Stiftung Modernes Glas
Miloš Balgavý, Sphere, 2002, optisches Glas. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, langfristige Leihgabe der Stiftung Modernes Glas
Štěpán Pala, Bridegroom, 1992, optisches Glas, geklebt, gesägt und poliert. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, langfristige Leihgabe der Stiftung Modernes Glas
Václav Cígler, Pyramid, 1987, vakuum-metallverspiegeltes Fensterglas, geklebt, gesägt und poliert. Sammlung Kunstmuseum Den Haag, langfristige Leihgabe der Stiftung Modernes Glas

Die Escher Ausstellung

Mit über 120 Drucken zeigt Escher im Palast eine Dauerausstellung mit den bekanntesten Werken aus dem Oeuvre von M.C. Escher (1898-1972). Diese eindrucksvollen Werke werden in einem königlichen Ambiente gezeigt: dem ehemaligen Winterpalast von Königinmutter Emma.

Entdecken Sie den Künstler Maurits Cornelis Escher, der sich immer wieder von der wunderbaren Welt um sich herum überraschen ließ. Der weltberühmte niederländische Grafiker fasziniert mit seinen fantasievollen Welten, in denen Verwunderung und Illusion die Hauptrolle spielen, Jung und Alt.

Im Museum Escher im Palast steht Eschers Entwicklung als Künstler im Mittelpunkt. Sein Frühwerk besteht aus Holzschnitten von Menschen und aus unvergleichlichen Natur- und Landschaftsdarstellungen, in denen er sein Talent auslotet. In seinen späteren Arbeiten entwickelt er seine revolutionären Flächenfüllungen, Metamorphosen und optischen Täuschungen. Seine verspielten Drucke erfreuen das Auge und sind seit vielen Jahren eine wichtige Inspirationsquelle für Mathematiker, Filmemacher und Architekten auf der ganzen Welt.

M.C. Escher, Bildgalerie (Bilderausstellung), Lithographie, Mai 1956
M.C. Escher, Relativität, Holzschnitt, Juli 1953

Informieren Sie sich in unserem Filmsaal über Eschers Leben und Werk, entdecken Sie, wie er an seinem außergewöhnlichen grafischen Werk arbeitete, und tauchen Sie anhand von Fotos und einer interaktiven Zeitachse tief in seine Lebensgeschichte ein.

Den meister, den König, den Zauberer

Bewundern Sie Eschers Meisterwerke, die den Höhepunkt seines beeindruckenden Oeuvres bilden. Ein früher Höhepunkt ist z. B. Tag und Nacht (1938), bei dem er eine holländische Polderlandschaft in fliegende Vögel verwandelt. Oder der zeitlose Druck Relativität (1953), in dem mehrere Realitäten nebeneinander zu existieren scheinen und er der Schwerkraft trotzt. Und natürlich die Krönung: der sieben Meter lange Druck Metamorphose III (1967-1968), in dem er seine Hauptthemen Ewigkeit und Unendlichkeit ultimativ interpretiert. Entdecken Sie Escher, den Meister der Metamorphose, den König der Illusion und den Zauberer auf Papier.

Erleben Sie die Welt von Escher

Im zweiten Stock lernen Sie in einer interaktiven Ausstellung, wie Escher zu sehen. Rätseln Sie mit den Augen, entdecken Sie mit den Händen und werden Sie Teil von Eschers Erfahrung. Treten Sie in seine Illusionen ein und werden Sie in Sekundenschnelle zu einem Riesen oder schrumpfen Sie zu einem Zwerg. Sie kommen Escher noch näher, wenn Sie Ihre eigene Flächenfüllung erstellen oder selbst mit unmöglichen Figuren spielen.

In unserem Op-Art-Raum zweifeln Sie an sich selbst: Die Kunstwerke scheinen sich zu bewegen… aber es ist Ihre eigene Bewegung, die diese Illusion erzeugt. In der außergewöhnlichen Installation Langenfelder Lichtwand für Escher im Palast des deutschen Zero-Künstlers Otto Piene (2012) werden Sie durch das sich ständig bewegende Licht Teil eines Spektakels. Eine Erfahrung, die man nie vergisst.

Zu Besuch im Königspalast

Königinmutter Emma (1858-1934) lebte und arbeitete von 1901 bis zu ihrem Tod in diesem ehemaligen Palast. Hier empfing sie auch ihre Verwandten und offiziellen Gäste. Nach ihrem Tod nutzten auch die Königinnen Wilhelmina, Juliana und Beatrix diesen Palast. Das Gebäude ist mehr als zwei Jahrhunderte alt und befindet sich im Museumsviertel des historischen Den Haag an der Lange Voorhout, einer der schönsten Straßen der Niederlande. Es ist das einzige öffentliche Gebäude in Den Haag, in dem Sie noch die alte Palastatmosphäre erleben können.

Außerdem finden Sie hier einen einzigartigen Parkettboden des amerikanischen Minimal-Künstlers Donald Judd und der Palast wird von spektakulären Kronleuchtern von Hans van Bentem beleuchtet.