Die Drucke von M. C. Escher sind weltberühmt, aber die Konservatorin Micky Piller entdeckte etwas Neues. Bei ihrem ersten Besuch in der weiterführenden Schule, die Escher in Arnheim besuchte, fiel ihr die große Übereinstimmung zwischen der Wirklichkeit und einer Serie Drucke auf, die Escher nach dem Krieg schuf. Es wird allgemein angenommen, dass die Realität für seine Drucke nicht mehr wichtig war, nachdem Escher Italien 1935 verlassen hatte. Man spricht über ‘Mindscapes‘ im Gegensatz zu ‚Landscapes‘ der früheren Werke. Zum ersten Mal wird die Verbindung zwischen dem Schulgebäude in Arnheim und den Bildern, die Maurits C. Escher dreißig Jahre später schaffte, hergestellt.
Jetzt stellt sich jedoch heraus, dass die “Hölle von Arnheim“, wie Escher seine Schulzeit nannte, einen großen Einfluss auf wichtige Werke von Escher hatte, z.B. auf Andere Welt, Relativität und einige andere Drucke, die hiermit in Verbindung gebracht werden können. Diese Forschungen sind die Grundlage für die Ausstellung: VERWUNDERUNG,Von Langeweile zu optischer Illusion: die Abenteuer im Kopf eines Teenagers
Das frühere Schulgebäude wird inzwischen als Studentenunterkunft genutzt und wurde dafür gründlich angepasst. Trotzdem gelang es der Konservatorin, diese Anpassungen auszublenden und mit Hilfe des Fotografen Gerrit Schreurs die ursprüngliche Architektur aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Mit digitalen Techniken machte Schreurs eine Impression des Treppenhauses im vermutlichen Zustand der Jahre 1912-1918, Eschers Schulzeit. Diese großen fotografischen Rekonstruktionen werden in der Nähe der Werke, die von diesem Treppenhaus beeinflusst wurden, auf den Wänden von Escher im Palast aufgehängt. So erlebt der Besucher, was der pubertierende Escher durch das Treppenhaus entdeckte. Wenn man in Arnheim die breite Treppe hinaufgeht, sieht man, wie Eschers Träume zum Leben erweckt werden: Treppen drehen sich, Räume kippen und pseudoromanische Durchgänge bilden Verbindungen zu anderen Welten.
Nach dem Krieg bekam Escher von der Schulleitung den Auftrag für eine Erinnerungsplakette für die Schüler, die im Krieg umgekommen waren. Anscheinend aktivierte dieser Auftrag seine Erinnerungen an das Gebäude. Escher kombinierte bereits viel früher verschiedene Räume oder Perspektiven innerhalb eines Werkes, aber zwischen 1947 und 1953 entsteht die Serie mit Andere Welt, 1947, Oben und Unten, 1947, Treppenhaus, 1951 und Relativität, 1953. In diesen Holzschnitten und Lithografien kombiniert er mühelos verschiedene Perspektiven zu einem, anscheinend kohärenten Raum. Aber wer sich die Zeit nimmt, gut hinzuschauen, sieht in diesen Werken, dass merkwürdige Dinge passieren. Fließende Übergänge führen zu bizarren Möglichkeiten. Durch die listigen Kombinationen Eschers fällt es nicht sofort auf, dass es unmögliche Konstruktionen sind. Es gibt noch mehr Drucke, bei denen man den Einfluss des Treppenhauses seiner Schule zwar weniger direkt, aber doch deutlich sehen kann.
1963 sagt M. C. Escher bei einem Vortrag, zusammengefasst:
“Wenn man die Aufmerksamkeit auf etwas lenken will, das nicht existieren kann, muss man erst versuchen, sich selbst und dann den Zuhörer zum Narren zu halten, indem man seine Geschichte so präsentiert, dass das Element der Unmöglichkeit verschleiert wird. Es muss eine gewisse Rätselhaftigkeit geben, die nicht sofort ins Auge springt.“
“Denn,“ so hatte er seinem Freund Bruno Ernst bereits früher geschrieben, „vielleicht strebe ich doch nur nach Verwunderung und versuche, auch bei meinem Betrachter nur Verwunderung zu erzeugen.“
Die Entdeckung, dass sein Schulgebäude einen Einfluss auf das Werk M. C. Eschers hatte, war das Thema der Ausstellung VERWUNDERUNG, die in 2014 für das Publikum eröffnet wurde.